RB Leipzig: Mario Gomez: „Ich werde nie ein Schreibtisch-Manager sein“ (2024)

Seit dem 1. Januar 2022 ist Mario Gomez (39) als globaler Fußball-Direktor von Red Bull für die Zusammenarbeit mit den Klubs in Leipzig, New York und Bragantino in Brasilien verantwortlich. Zum Start des Interviews im RB-Trainingslager in den USA hat SPORT BILD ihn direkt überrascht und auf seine Vertragsverlängerung über 2025 hinaus angesprochen, die jetzt ansteht – von der aber noch niemand öffentlich etwas wusste.

„Ihr seid ja gut informiert“, lacht Gomez – und dann geht es los ...

SPORT BILD: Warum ist „Head of global soccer“ der perfekte Job für Sie?

Mario Gomez: Weil das Thema insgesamt eine unfassbar spannende Aufgabe ist. Ich liebe es, mit verschiedenen Kulturen zusammenzuarbeiten. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es zu verstehen, wie die Menschen vor Ort funktionieren, wie du die Mitarbeiter in den unterschiedlichen Standorten packen musst und kannst. Als klassischer Mittelstürmer habe ich immer Danke für die Vorlagen der Kollegen gesagt. Jetzt versuche ich, den Verantwortlichen zu helfen, in der ersten Reihe zu glänzen. Das treibt mich sehr an. Auch, wenn es ist kein leichter Job ist, weil wir groß denken, und trotzdem immer Kleinigkeiten entscheidend sind.

In der Bundesliga haben zuletzt viele Klubs neue Bosse gesucht. Gab es andere Angebote in der Zwischenzeit?

Selbst wenn, da bin ich null für empfänglich. Meine Motivation ist hier am Anschlag.

Die Halbwertzeit von Bundesliga-Bossen geht zurück. Vor allem bei Bayern! Würde es Sie irgendwann reizen, als Boss zu Ihrem Ex-Klub zurückzukehren? Sie wohnen ja in München ...

Die Frage stellt sich nicht für mich. Ich weiß nicht, was in zehn Jahren ist. Vielleicht sagt Red Bull auch irgendwann, das war’s. Ich werde ja an meinen Leistungen gemessen. Was ich ausschließen kann, ist, dass ich mal als Botschafter eines Klubs arbeiten werde. Ich brauche Aufgaben.

Haben Sie sich eine Meisterprämie für die Klubs in Leipzig, Bragantino, New York und bald Japan im Vertrag gesichert?

Geld war schon während meiner Spielerkarriere nie das treibende Argument, um irgendwo hinzugehen. Meine Verträge waren als Stürmer sicher immer gut. Im Fußball verdienst du Geld, wenn du triffst. Aber das ist auch jetzt gar nicht mein Antrieb.

Sie sind als globaler Fußball-Direktor von Red Bull der mächtige Mann im Hintergrund, bei allen wichtigen Entscheidungen beteiligt – klingt, als wären Sie der Uli Hoeneß von Red Bull. Fühlen Sie sich auch so?

(lacht) Überhaupt nicht! Ich bin Überzeugungstäter im Sinne des Teams, Fußball ist ein Mannschaftssport. Wir haben ganz viele gute und vor allem auch schlaue Köpfe. Klar, gibt es auch strategische Entscheidungen, die wir auf globaler Ebene treffen müssen. Aber das Geschäft wird ganz klar in den Klubs und von den handelnden Personen vor Ort verantwortet.

Sie haben Hoeneß selbst jahrelang bei Bayern erlebt – welche Erfahrung mit ihm hilft Ihnen heute noch im Job?

Uli Hoeneß hat viel Stärken, sonst hätte er den FC Bayern nicht so auf die Beine gestellt. Eine Sache, die mir allgemein bei erfolgreichen Managern und auch bei ihm imponiert hat: sich festzulegen und sich zu entscheiden – und vor allem dann auch dafür einzustehen. Das können nicht viele besonders gut, aber das brauchst du in dem Geschäft. Ich habe es schon als Spieler geliebt, insbesondere in den letzten sechs, sieben Jahren, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt kann ich das noch mal ganz anders ausleben. Im Sport war ich abhängig von meinen Füßen, die nicht immer das gemacht haben, was mein Kopf wollte. Jetzt brauche ich meine Beine nur noch zum Gehen (lacht).

Hoeneß steht für Abteilung Attacke – können Sie als Boss auch mal so poltern?

Auf dem Platz habe ich oft gepoltert, wenn ein Pass nicht so kam, wie ich ihn haben wollte. Dann konnte ich eklig sein, auch zu Mitspielern. Jetzt bin ich nicht mehr so emotional. Ich bin schon jemand, der versucht, sehr klar zu sein. Ich hatte eine turbulente Karriere mit vielen Höhen und Tiefen. Wenn du da nicht anfängst, dich auszubalancieren, wirst du verrückt. Das ist sicher einer der Gründe, warum ich heute mehr in mir ruhe. Weil ich erlebt habe, wie brutal das Geschäft ist, aber auch immer erfahren habe, dass der nächste Erfolg irgendwann kommt, wenn man klar, beharrlich und willig ist.

RB Leipzig: Mario Gomez: „Ich werde nie ein Schreibtisch-Manager sein“ (1)

Sie sind sehr selten am Schreibtisch in Ihrem Büro in München, kann man den Job heute nur übers Handy machen?

Ich werde nie der Manager sein, der den ganzen Tag am Laptop sitzt. Wir engagieren uns weltweit in Clubs. Meine Arbeit wird davon dominiert, auf die Menschen zuzugehen, sie zu motivieren, Vertrauen aufzubauen, ihren Weg mit uns zu gehen. Das geht nicht nur am Handy, und deswegen bin ich viel unterwegs.

Haben Sie mal zusammengerechnet, wie viele Kilometer Sie im Jahr zurücklegen?

Sehr viele, aber das ist völlig okay. Das Reisen fällt mir leicht, und ich liebe es sehr, ständig in Bewegung zu sein – im Gegensatz zu meiner Zeit als Stürmer (lacht). Dieses Jahr waren es noch mal mehr, weil wir ja die Überlegung haben, einen japanischen Klub zu kaufen. Da war ich mehrmals vor Ort, habe geschaut: Wie sind die Bedingungen? Um zu verstehen, wie wir uns dort in Zukunft aufstellen müssen.

RB Leipzig: Mario Gomez: „Ich werde nie ein Schreibtisch-Manager sein“ (2)

Der Verein Omiya Ardija spielt noch in der 3. Liga. Warum hat sich Red Bull für dieses Engagement ­entschieden?

Der japanische Markt ist sehr spannend, nicht nur für uns, auch für die gesamte Bundesliga. Alle Japaner, mit denen ich zusammengespielt habe, waren tolle Kollegen und super Teamspieler. Es geht auch hier darum, die Synergien in unseren Klubs so zu nutzen, dass alle davon profitieren können.

Beim englischen Zweitligisten Leeds United mit Ex-Gladbach-Trainer Daniel Farke ist Red Bull mit zehn Prozent beteiligt. Wie läuft das Sponsoring?

Wenn man in etwas investiert, möchte man natürlich, dass es läuft. Es ist aber nicht so, dass wir in irgendeiner Form den Alltag bestimmen oder dort die Entscheidungen treffen. Überhaupt nicht. Wir sind im Austausch. Leeds ist sehr daran interessiert, wie wir Spieler entdecken und dann entwickeln. Ein Beispiel ist Josko Gvardiol, der jung nach Leipzig kam, eine hervorragende Entwicklung genommen hat und schließlich als Rekordtransfer nach England verkauft wurde (2023 für 90 Mio. zu Man City; d. Red.). Red Bull steht dafür, junge Spieler zu entwickeln. In der heutigen Zeit ist das für viele Clubs extrem wichtig.

Sie hätten bei RB auch die Nachfolge von Max Eberl antreten können, wollten aber noch mehr Erfahrungen sammeln – wann sieht man Sie in ersten Reihe?

Wie bereits gesagt, bin ich sehr happy mit meinem Job. Ich kann hier an der Seite von Oliver Mintzlaff, der für mich ein absoluter Top-Manager ist, noch eine Menge lernen. Ich war 20 Jahre in der ersten Reihe, als Mittelstürmer war ich die Frontsau der Band. Ein Learning meiner Karriere ist: Ich hatte immer einen Plan, was als Nächstes kommen soll – und dann ist nichts so gekommen, wie ich es mir drei, vier Jahre vorher gedacht hatte. Daher lebe ich jetzt total im Moment. Ich weiß, das ist ein Privileg. Aber das Einzige, was für mich in der Zukunft stattfindet, ist die Frage, wie sich die Klubs aufstellen und wie wir sie stetig verbessern können.

Vom „perfect fit“, wie Red-Bull-Boss Oliver Mintzlaff gern sagt, war Max Eberl weit entfernt. War er die schlechteste Entscheidung in letzter Zeit?

Max ist jetzt bei den Bayern, und es ist alles dazu gesagt. Bei dem Thema gab es am Ende nicht viele Gewinner. Es war für uns und für ihn keine Erfolgsgeschichte. Aber es passiert nun mal im Sport, dass Dinge nicht zusammenpassen.

Die Entscheidung ist für Marcel Schäfer als Eberl-Nachfolger gefallen – warum ist er für RB der bessere Mann?

Ich finde nicht, dass man beide vergleichen sollte. Ich habe mit Marcel in Wolfsburg zusammengespielt. Was mir damals imponiert hat: Obwohl man ihm klar gesagt hatte, er spielt keine Rolle mehr, war er in der Mannschaft trotzdem noch ein absoluter Leader! Wir haben uns damals viel über den Fußball ausgetauscht. Als wir in Leipzig gemerkt haben, dass es mit Max nicht weitergeht, haben wir sofort an Marcel gedacht. Weil er als Manager perfekt zum Club passt: Er ist dynamisch, lernwillig und sehr empathisch, aber trotzdem sehr klar und erfolgsorientiert. Leipzig hatte auf der Position zuletzt keine Konstanz. Aber ich bin mir sicher, dass die mit Marcel gefunden worden ist.

RB Leipzig: Mario Gomez: „Ich werde nie ein Schreibtisch-Manager sein“ (3)

Schäfer arbeitet mit Sportdirektor Rouven Schröder zusammen. Warum braucht Leipzig eine Doppelspitze?

Es gab einige Leute, die gefragt haben: „Was wollt Ihr denn mit Marcel, Ihr habt doch Rouven?“ Aber der Klub ist in den letzten 15 Jahren so extrem gewachsen, es gibt so viele sportliche und strategische Themen, dass wir uns sehr schnell über eine Doppelspitze einig waren. Rouven hat als Sportdirektor bisher einen super Job gemacht und war sehr entscheidend bei unserem Umbruch im letzten Sommer. Er identifiziert sich total mit dem Club und unserem Weg. Die beiden werden sich top ergänzen. Aber ich habe Marcel und Rouven schon gesagt, dass so ein Set-up natürlich auch verpflichtet.

Sie haben die Bayern bei Xavi Simons ausgestochen, leihen ihn noch mal von PSG – warum ist Leipzig für Xavi nächste Saison der bessere Klub als Bayern?

Xavi hat letzte Saison sehr geil für uns gespielt. Er ist trotz seines jungen Alters schon ein absoluter Leader im Team. Alle haben sehr um ihn gekämpft und freuen sich, dass er bei RB Leipzig bleibt. Für den Club ist das ein schönes und vor allem auch sehr wichtiges Zeichen. Mein Sohn ist übrigens auch ein großer Fan von Xavi. Er hatte während der EM sogar die gleiche Frisur wie er (Cornrows; d. Red.).

Aber der Lieblingsspieler Ihres Sohns Levi (6) ist Mohamed Simakan. Warum eigentlich?

Er grätscht einfach gerne und hat irgendwann mal eine Monstergrätsche von Simakan gesehen (lacht). Außerdem ist Mo ein super Typ und immer gut drauf.

Werden in Zukunft noch mehr Leipziger wie Emil Forsberg nach New York wechseln?

Das ist gut möglich, klar. Die MLS läuft prinzipiell Gefahr, dass Spieler kommen und es auslaufen lassen. Aber das widerstrebt dem Ansatz von Red Bull. Es ist beeindruckend, wie Emil die Sache in New York annimmt und zeigt, dass die MLS kein Altersheim ist.

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Warum ist ein Spieleraustausch in die andere Richtung so schwer?

Wir sind ein Top-10-Klub in Europa, und das bedeutet, dass du nicht jedes Jahr ein Talent aus einer deiner Akademien implementieren kannst. Auch wenn wir uns das alle natürlich wünschen würden. Doch davon müssen wir uns ein Stück weit lösen. Es ist ja klar, dass wir Marco Rose nicht sagen können, hier hast du drei Toptalente, die müssen jetzt spielen. Das geht mit unserer Erwartungshaltung einfach nicht. Und dennoch ist das ein Thema, bei dem wir uns kontinuierlich weiter verbessern müssen und auch als klare Zielsetzung formuliert haben.

Klub-WM, neues Champions-League-Format. Die Belastung für Spieler wird immer höher. Sie waren Spieler, sind jetzt Manager. Wie schauen Sie auf dieses Problem?

Sehr gespalten. Während der Saison, kann ich nur sagen: Da willst du spielen, du willst nicht trainieren, ein Spiel pro Woche ist langweilig, du brauchst dieses Adrenalin – speziell die Topspieler Aber wir dürfen die Pause während den Saisons nicht mit Turnieren killen. Als Spieler musst du mal ausbrechen, einfach abschalten. Es gibt ein Limit, weil ich auch irgendwann nicht mehr weiß, wann wir die Spiele noch spielen sollen. Nächstes Jahr zur Klub-WM haben wir noch das Problem, dass du mit einem Spieler in ein Turnier gehst, der vielleicht im Viertelfinale gar nicht mehr bei dir unter Vertrag steht. Das muss sich der Fußball Gedanken machen.

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